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Titelverteidiger gewinnt erneut
Der Internationale Großmeister Sergej Ovsejevitsch entscheidet das XXIV.
Äskulap-Turnier ungeschlagen für sich
von Jonas Schindler
Nach vier aufregenden Tagen waren die Sieger der vier Görlitzer Turniere
schließlich ermittelt. Über 170 Teilnehmer aus jeder Alters- und Leistungsklasse
begegneten sich bei spannenden Partien, um die Sieger der jeweiligen Turniere zu
ermitteln.
XXIV. ÄSKULAP-OPEN
Seit Mittwoch rangen 88 Teilnehmer in interessanten Begegnungen um die besten
Züge. Vor allem die 13 Titelträger hatten sich vorgenommen, Vorjahressieger und
Topfavorit IGM Sergej Ovsejevitsch als Schachkönig zu beerben. Doch schon in der
zweiten Runde stellten sich die ersten Überraschungen ein. So unterlagen die
Internationalen Meister Mikhail Zaitsev und Drazen Muse gegen ihre deutlich
schwächer eingeschätzten Gegner und fielen so im Ringen um den Gesamtsieg weit
zurück.
Aber auch IM Michal Luch und und IM Virginius Dambrauskas mussten schon in Runde
zwei Federn lassen und gaben jeweils einen halben Zähler ab. In der vierten
Runde begannen die ersten Titelaspiranten, sich vom Hauptfeld abzusetzen. So
bezwang Sergej Ovsejevitsch seinen Kontrahenten IM Zbigniew Ksieski in einer
spannenden Partie und setzte sich mit Krystian Kuzmicz und FM Mike Stolz, die
nach ihren Siegen in diesem Durchgang ebenfalls vier Zähler vorweisen konnten,
an die Tabellenspitze.
Vorentscheidung am Freitag
Freitagnachmittag schließlich rückte der Turniersieg für Titelverteidiger Ovsejevitsch deutlich näher, als er sich nach starkem Spiel gegen FIDE-Meister
Mike Stolz durchzusetzen vermochte und auch Krystian Kuzmicz nicht über eine
Punkteteilung herauskam. Mit fünf Punkten und einem halben Zähler Vorsprung zu
Kuzmicz und Paul Zwahr ging der Großmeister nun in den letzten Spieltag.
Während sich Ovsejevitsch und Kuzmicz am Spitzenbrett mit einer Punkteteilung
zufriedengaben, musste der junge Dresdner Paul Zwahr eine bittere Niederlage
gegen IM Mikhail Zaitsev, der sich nach seiner frühen Niederlage wieder an die
Spitzengruppe aufschloss, verbuchen. Damit lag der Ukrainer vor der letzten
Runde weiter mit einem halben Zähler vor seinen ärgsten Kontrahenten. Nur eine
Niederlage gegen Sopur Lech hätte IGM Sergej Ovsejevitsch den erneuten
Turniersieg noch verhageln können.
Nachdem die ärgsten Verfolger jeweils nur einen halben Zähler aus der letzten
Runde einfuhren, wäre Lech mit einem Erfolg der überraschende Turniersieg
zugefallen. Doch trotz reichlicher Bemühungen, Großmeister Ovsejevitsch zu
entthronen, reichte es nur zu einem Remis und somit zum erneuten Turniersieg des
Top-Favoriten vor Krystian Kuzmicz und FM Mike Stolz. Sopur Lech musste sich mit
dem vierten Rang zufrieden geben, Zaitsev wurde Sechster.
Bester Görlitzer wurde Dariusz Soltys, der in diesem Turnier Großartiges
leistete. Mit einem Remis und den überzeugenden Siegen über die deutlich stärker
eingeschätzten Christoph Beyer, Christian Noack und Tino Proschmann spielte sich
der Görlitzer auf einen tollen 39. Platz. Der erste Preis für den besten Spieler
in seiner Leistungsgruppe sollte seine starke Leistung würdigen.
Mit ebenfalls 3,5 Punkten, aber einer deutlich schlechteren Feinwertung belegte
Jonas Schindler einen passablen 53. Platz. Ullrich Praum belegte mit zwei
Zählern Platz 80, und Peggy Flemming kam mit einem Punkt nicht über Rang 88
hinaus.
Bei der Siegerehrung nach Ende der letzten Runde gratulierten der Görlitzer
Bürgermeister Ulf Großmann, Vereinspräsident Siegfried Müller und
Organisationsleiter Günther Pätzold Siegern und Platzierten, würdigten den guten
Turnierverlauf und richteten den Blick schon auf das Jahr 2008, wenn das Äskulap
seinen 25. Geburtstag feiert.
V. APOTHEKEN-TURNIER
 |
Die Görlitzerin Anett Sänger erspielte
beim Apotheken-Turnier den Bronzeplatz.
(Fotos: P. Wilhelm) |
Mit über 50 Teilnehmern hat sich der "kleine Bruder" des Äskulaps als beliebte
Ergänzung zum großen Open entwickelt. Da das Apotheken-Turnier nur für Spieler
bis zu einer bestimmten Spielstärke zugänglich ist, bietet es vor allem
schwächeren Spielern eine gute Möglichkeit, erfolgreich zu sein.
Hier galt zu Turnierbeginn die Görlitzerin Anett Sänger als Titelfavoritin,
nachdem sie im vergangenen Jahr mit dem undankbaren vierten Rang vorlieb nehmen
musste. Doch als die Lausitzerin aus den ersten vier Runden nur 2,5 Punkte
holte, schienen alle Titelträume in weite Ferne zu rücken.
Besonders hervor tat sich der Görlitzer Werner Strozewski, der bis dahin alle
vier Partien für sich entscheiden konnte und zu Beginn der Runde fünf das
Teilnehmerfeld anführte. Doch im Duell mit Jan-Eric Meißner, der selbst erst
einen halben Punkt vergab, drehte sich für den Neißestädter das Blatt. Nach
einer langen Partie musste sich der Görlitzer schließlich geschlagen geben und
fand seitdem auch nicht mehr ins Spiel zurück. Auch in der sechsten und siebten
Runde unterlag Werner Strozewski und landete schließlich auf Platz 15.
In Runde sechs sollte nun die Vorentscheidung für den Turniersieg fallen. Am
Spitzenbrett trafen Eduard Dreyer und Jan-Eric Meißner aufeinander, die beide
mit 5,5 Punkten beste Chancen auf den Turniersieg hatten. Schließlich gelang es
Eduard Dreyer die Spitzenbegegnung für sich zu entscheiden und so dem erhofften
Turniersieg einen gewaltigen Schritt näher zu kommen. In der finalen Runde
genügte Dreyer nun ein Remis gegen Matthias Sander, um das Turnier souverän für
sich entscheiden zu können.
Platz zwei belegte Matthias Sanders, dritte wurde Anett Sänger, die nach einem
holprigen Start keinen weiteren Zähler mehr abgab und so noch den Bronzerang
erkämpfte.
Besonders erwähnenswert waren die Leistungen von Felix Özkul. Das Görlitzer
Nachwuchstalent zeigte bei seinem ersten großen Turnier gute Partien und holte
mit drei Punkten einen überzeugenden 34. Rang. Weniger zufrieden konnten dagegen
Georg Rönsch (4), Andreas Krakow (3,5), Manfred Reimann (2) und Dr. Ralf Krowke
(2) sein, die hinter ihren Erwartungen zurückblieben. Philipp Noack holte mit
2,5 Punkten einen akzeptablen 40. Platz.
ÄSKULAP-JUNIOR
Auch die Nachwuchsspieler überzeugten durch gute Partien. Bei den Jüngsten
setzte sich nach fünf starken Runden der Nieskyer Andreas Kirsten durch. Mit
fünf Siegen aus fünf Partien erspielte er sich souverän den ersten Platz. Bei
den unter 14-jährigen setze sich schließlich Tim Meier vom SC Oberland mit
ebenfalls fünf Siegen gegen seine Konkurrenz durch. In der U10 holte der
Görlitzer Leon Hess mit einem Punkt den neunten Rang. Vincent Hoffmann erspielte
sich mit drei Zählern einen guten 14. Platz in der U14.
FREIZEIT-TURNIER
Ebenfalls spannend ging es bei den nichtaktiven Schachspielern zur Sache. Bis
zur letzten Runde war der Turniersieg noch offen. Swen Stundzik erspielte sich
im letzten Durchgang noch den Gesamterfolg, nachdem der Nieskyer Heimo Dünzel
unterlag und so auf Platz zwei zurückfiel.
Spannende Begegnungen und hochkarätige Partien ließen das XXIV. Äskulap erneut
zu einem sportlichen Großereignis in der Neißestadt werden. Eine gelungene
Veranstaltung für Organisatoren, Sponsoren und Spieler, was besonders dem
gastgebenden Görlitzer Schachverein zu verdanken ist.
Quelle: Sächsische Zeitung vom 12. April 2007